Sehr geehrte Damen und Herren,

 

mein Name ist Philipp Klotzner und ich lebe seit meiner Geburt in Südtirol. Ich habe 2001 an der Sportoberschule in Mals maturiert und als Sportstalent in meiner Jugend beste physische Voraussetzungen erlangt.

2015 habe ich mir bei einem Eishockey-Spiel einen Drehbruch im linken Sprunggelenk zugezogen, bei dem sämtliche Bänder gerissen wurden, und zusätzlich das linke Wadenbein unterhalb des Knies gebrochen wurde. Liegegips, Operation, Stellschrauben, …, sowie eine Genesungsdauer von mindestens einem Jahr, waren die Prognosen. Ich war aus dem Leben gerissen, von einem Moment auf den anderen.

1,5 Jahre Schmerztherapie im öffentlichen Krankenhaus standen mir bevor. Immer wieder klagte ich in der Rehabilitationsphase über stärker werdende Schmerzen und einer damit zusammenhängenden, sich entwickelnden Resistenz gegenüber den herkömmlichen Schmerzmitteln. Ich hatte eine seltene, und dementsprechend sehr komplexe Verletzung. Meine Schmerzen wurden einer Fehlstellung aufgrund des Liegegipses zugesprochen und somit wurde ich keiner ganzheitlichen Visite unterzogen. Nach dem ersten halben Jahr in Behandlung kam deshalb zu meinem physischen Schmerz, auch eine psychische Belastung hinzu, für mich und mein nahes Umfeld. Nach 1,5 Jahren Schmerztherapie wurde ich, trotz anhaltender Schmerzen, vom öffentlichen Krankenhaus entlassen: mehr Zeit für Rehabilitation ist für einen Patienten nicht vorgesehen.

Es war offensichtlich, dass ich noch weitere Hilfe benötigte, weshalb mir von Seiten des öffentlichen Krankenhauses abschließend noch Psychopharmakons angeboten wurden.

Parallel pflegte ich zu dieser Zeit an jeweils einem Nachmittag die Woche meinen 85jährigen, mittlerweile an Alzheimer erkrankten Großvater. Nach der Diagnose Demenz bekam mein Großvater einige verschiedene Medikamente verschrieben, die ihm innerhalb kürzester Zeit all seinen physischen, sowie psychischen Fähigkeiten beraubten. Mein Großvater war durch die starken, sedierenden Medikamente schon bald ein 100%iger Pflegefall geworden und konnte nur noch ja oder nein sagen, bzw. andeuten.

Diese Erfahrung war der Grund, dass ich bei meiner Entlassung im Krankenhaus mit 33 Jahren die Verwendung von Psychopharmakons dankend abgelehnt habe.

Ein privater Arzt hat bei einer Visite sofort meine Fehlstellung, vom Becken ausgehend, erkannt. Da ein Bein mittlerweile fast 4cm! länger war als das andere, konnte nun endlich die Ursache der anhaltenden Schmerzen, nämlich eine Beckenfehlstellung, resultierend aus einer Beckenprellung, die ich mir beim Aufprall auf das Eis beim Unfall zugezogen hatte, aufgedeckt werden.

Mein Becken wird seither durch eine individuelle Behandlung in die ursprüngliche Haltung zurücktherapiert, und um dies zu unterstützen, bekam ich nach einer Laufanalyse spezielle Schuheinlagen. Diese wurden mit der Zeit kontinuierlich angepasst. Die Therapie dauert heute, acht Jahre nach dem Unfall, immer noch an.

Parallel habe ich damals in Südtiroler Medien immer wieder wahrgenommen, dass nun auch in unserer Region medizinisches Cannabis zur Schmerzlinderung eingesetzt wird. Ich gebe zu, ich benötigte mindestens ein halbes Jahr um zu verstehen, dass ich mit meiner Krankheitsgeschichte dafür absolut in Frage komme, und dabei eine alternative Medikation für meine Schmerzen finden könnte.

Ich fasste mir ein Herz, kontaktierte eine zuständige Ärztin vom Südtiroler Sanitätsbetrieb, und buchte eine Visite. Diese bestätigte meine schwierige Situation, die auch aus den vorgelegten Unterlagen eindeutig nachvollziehbar war. In einem ausführlichen Gespräch wurde ich nun über die alternative Medikation aufgeklärt, und ein Therapieplan wurde erstellt. Ich wurde somit als Patient für medizinisches Cannabis in Italien registriert und konnte fortan meine Medizin in der Apotheke beziehen. Durch Folgevisiten wurde die Therapie von der Ärztin begleitet und somit konnten Anpassungen gemacht werden.

Meine langfristige Beschwerde ist ein immer wieder auftretender Schmerz im rechten Knie, der aus der sehr verankerten Fehlstellung resultiert. Dieser immer wieder auftretende, akute Schmerz, begleitet mich seit Jahren und es gibt nur eine Übung, mit der ich es manchmal schaffen kann, meine falsche Körperhaltung in die ursprüngliche Haltung zurückzubringen, um schmerzfrei zu sein. Wenn dieser Schmerz auftritt, gibt es für mich auch im Liegen keine alternative, schmerzfreie Haltung, die ich vorübergehend einnehmen könnte, um zumindest schlafen zu können. Es ist nicht zu analysieren, durch welche Bewegungen im Alltag sich meine Haltung in eine Fehlstellung verrenkt, aber es sind viele. Das Einrenken ist das Problem. Ich habe Nächte damit verbracht, durch die Übung zu versuchen meine Körperhaltung in die Ursprungshaltung zurückzuführen; die Schmerzen in diesen Situationen lassen nichts anderes mehr zu. Sehr oft war ich dabei am Rande der Verzweiflung.

Um meine chronischen Schmerzen zu lindern, wurde mir von der Ärztin medizinisches Cannabis, mit einem THC-Wert von bis zu 26%, zur Inhalation (Verdampfen) verschrieben. Um der von THC ausgelösten Psychoaktivität entgegenzuwirken, bzw. diese zu unterbinden, wurde mir außerdem ein THC-freies CBD-Öl verschrieben, welches ich vor Verwendung des med. Cannabis einnehmen musste. Dies war eine Revolution für meine Genesung, denn nach langer Zeit waren meine Schmerzen wieder einigermaßen erträglich. Die Nebenwirkungen waren erstaunlicherweise positiv anstatt negativ, und ich konnte nach und nach im Leben wieder Fuß fassen. Die Hanfpflanze hat mich mit ihren Fähigkeiten sozusagen dort abgeholt, wo das öffentliche Krankenhaus an seine Grenzen gestoßen ist.

Mit der Zeit konnte ich für meine Schmerzlinderung THC-haltiges, med. Cannabis mit frei erhältlichen, THC-freien CBD-Produkten ersetzen, da diese mittlerweile meistens ausreichen.

Neben der schmerzlindernden Medikation, ist natürlich auch eine spezielle Therapie (Übungen, Schuheinlagen), als auch viel Bewegung notwendig (wandern, E-Bike fahren), um meine Beschwerden ganzheitlich zu lindern.

Meinen demenzkranken Großvater habe ich übrigens auch zu meiner Ärztin für eine Visite mitgenommen. Starke Medikamente wurden mit natürlichen ergänzt, und mit der Zeit wurde sogar die Dosis der Schulmedizin verringert. Das Ergebnis lies nicht lange auf sich warten. Nach und nach erlangte mein Großvater wieder einige seiner motorischen und psychischen Fähigkeiten wieder, und wir konnten tatsächlich wieder Gespräche führen!

Diese Erfahrungen haben mich so geprägt, dass ich heute mit meinem Wissen anderen Menschen ein ähnliches Schicksal ersparen möchte. Aus meinem schlimmsten Lebensereignis Positives zu schöpfen, und Menschen dadurch die Lebensqualität zu verbessern, so wie ich es mit viel Geduld für mich und meinen Großvater geschafft habe, erfüllt mich wie nichts anderes und ist zu meiner Lebensaufgabe geworden.

Abschließend noch ein freier Gedanke, der sich aufgrund meiner Erfahrungen ergeben hat: es ist schon höchst interessant, dass Cannabis und seine Verwendungsmöglichkeiten heutzutage global immer mehr an Bedeutung gewinnen. Vor allem in der Medizin wird Cannabis immer populärer, gerade wegen der relativ geringen Nebenwirkungen. Trotzdem kann ich Ihnen sagen, dass in den letzten Jahren med. Cannabis in Südtiroler Apotheken teilweise für 4 Monate pro Jahr nicht verfügbar war. Wie ist dieser Umstand möglich? Wenn es notwendig ist, sind global agierende Unternehmen innerhalb kürzester Zeit im Stande einen neuen Impfstoff für ein neues Virus zu entwickeln und die halbe Gesellschaft durch zu impfen, andererseits verlangen immer mehr Patienten aus der medizinischen Notwendigkeit med. Cannabis, aber es ist über Jahre nur schleppend verfügbar? Das Desinteresse hat mich eines gelehrt: die Gesundheit der Gesellschaft ist ein knallhartes Geschäft.

Ich setze mich dafür ein, dass in Südtirol zumindest das Angebot besteht, alternativ natürliche Medikationen zu wählen, die auch verfügbar sind. Ich setze mich darüber hinaus dafür ein, dass in einem gelobten Produktionsland wie Südtirol, in Zukunft mehr natürliche Heilkräuter produziert und zu medizinischen Produkten verarbeitet werden. Ich setze mich für eine regionale Kreislaufwirtschaft diesbezüglich ein, weil ich der klaren Meinung bin, dass wir als Gesellschaft sofort auf natürliche regionale Medikationen umsteigen müssen, um mit einer gewissen Lebensqualität alt werden zu können.

In Südtirol gedeihen Heilkräuter von bester Qualität, deren Funktion der Wirkstoffe fernab in Laboren synthetisch imitiert werden. Ich persönlich möchte mich zuerst mit regionalen Naturprodukten versuchen zu heilen, bevor ich zu synthetischen Medikamenten von globalen Playern greife, nicht umgekehrt; denn dieser Weg belehrte mich bereits eines Besseren. Das möchte ich allen ersparen!

Ich danke Ihnen herzlichst fürs Lesen und Ihr Interesse,

bleiben Sie natürlich, bleiben Sie gesund!

Mit besten Grüßen,

Philipp Klotzner